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Trotz der anfänglichen Begeisterung über diesen Wettbewerb, bin ich zunächst nicht auf die Idee gekommen, mich selbst zu bewerben.  Noch bin ich ein ziemlicher Neuling auf dem Gebiet des Karpfenangelns. Wieso also sollte ich mit meinen wenigen Digicam-Fotos eine reale Chance haben, schließlich wird das Carp-Girl doch in ganz Europa gesucht !?

Doch je mehr ich überlegte und je mehr Zuspruch von Außen kam, umso mehr überwog bei die Überzeugung, trotz allem mitzumachen. Getreu dem  olympischen Gedanken, dass dabei sein alles ist, versuche ich nun einfach mein Glück. Auch sollte  eine Motivation an alle Anglerinnen da draußen sein, sich in der von Männern beherrschten Angelwelt  nicht unterkriegen zu lassen, sondern stolz euer Hobby der Welt zu präsentieren. Vielleicht entschließen sich ja sogar ein paar Mädels, den Mann/Freund doch einmal ans Wasser zu begleiten.  Die Leidenschaft fürs Fischen kann jede(n) treffen !

Damit ihr mich etwas kennen lernt, möchte ich euch einen kleinen Überblick geben, wie ich zum Karpfenangeln gekommen bin und wie es ist, als Frau in eine Männerdomäne einzudringen.
Zum Angeln bin ich vor ungefähr zwei Jahren durch meinen Freund gekommen. Er selbst fischt schon von Kindesbeinen an, jedoch waren dann in der Jugenzeit andere Dinge vorrangig und so kam es, dass er über mehrere Jahre eine Angelpause eingelegt hat. Doch dann hat ihn das Fischfieber wieder gepackt und er nahm mich kurzerhand mit an den See.Also gut, das hieß erstmal das ganze, doch schon etwas verstaubte Tackle zusammensuchen, ins Auto laden und an den kleinen Privatsee fahren. Ich war schon ganz gespannt, schließlich war das mein erster Angeltrip überhaupt. ! Als dann nach wenigen Stunden am Wasser der erste kleine Karpfen im Kescher landete, war ich endgültig mit dem Angelvirus infiziert !

Von da an konnte ich es kaum erwarten, an den freien Wochenenden an den See zu fahren und fischen zu gehen. Hätte mir früher jemand mal gesagt, dass ich zum Angeln kommen würde, den hätte ich vermutlich für verrückt erklärt. Denn unter Angeln habe ich mir stets schon etwas ältere, grauhaarige Männer mit Hut vorgestellt, die stundenlang auf ihrem Klappstuhl am Wasser sitzen und kein Wort reden….

Tja, wie so oft im Leben kommt es erstens anders und zweitens, ……ja genau
Doch nach zahlreichen, teilweise tagelangen Session am Wasser, wollte ich unbedingt einmal selbst in den Genuss kommen, eine Angel auszuwerfen, selbst zu drillen usw. Einfach alles was dazugehört. Bisher war ich ja „bloß“ Zuschauer bzw. Handlanger.
So kam es, dass ich mich noch im selben Jahr zum Vorbereitungskurs für die Fischerprüfung anmeldete und meinen Angelschein machte.

Als ich dann den Schein in der Hand hatte, war ich schon ganz aufgeregt, bis es endlich ans Wasser ging. Juhuu , es war soweit ! Zugegeben, meine erste Ausrüstung war geliehen und nicht  gerade das Neuste am Markt. Aber das war mir sowas von egal, Hauptsache ich durfte selbst ran. Die ersten kleinen Köderfischchen waren für mich ein Riesenerfolg und ich war mächtig stolz. Als dann noch ein Zander darauf ansprang, war die Freude riesengroß.
Schon bald habe ich die Karpfen als Zielfische für mich entdeckt und bei dieser Leidenschaft bin ich bis heute geblieben. Zu meinen absoluten Lieblingsködern gehören vorwiegend Tigernüsse. Ansonsten hatte ich gute Erfolge mit der einer Schneemann-Montage aus ummantelten Boilies.

Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl, den Fisch beim Drill zu spüren, ihn sicher landen zu können und schließlich unbeschadet wieder in Freiheit zu lassen. Catch & Release ist mein Motto.
Gut, manche aus dem Freundeskreis können es nicht verstehen, wenn ich sage, dass die Fische nach der Fotosession wieder zurück in den See gesetzt werden. „Ja wie, ich dachte, der wird danach gegessen?!“, ist oft die ungläubige Antwort. Aber schließlich geht es bei der modernen Angelei um mehr als nur Nahrungsbeschaffung.  Vielmehr ist es der Respekt vor der Schönheit und Vielfalt der Natur. Es gibt für mich nichts schöneres, als nach einer anstrengenden Woche, an den See zu fahren, die Angeln auszuwerfen und Wind und Wetter ausgesetzt zu sein. Dann fühl ich mich gut.

Leider ist mein Jurastudium ziemlich zeitaufwändig und aufgrund der Schichtarbeit meines Freundes finden wir selten Zeit, mehrere Tage am See zu verbringen. Doch wenn es dann soweit ist, ist es jedes mal aufs Neue ein Abenteuer. Ganz aufgeregt, die Nacht kaum geschlafen, wird das Auto vollgepackt. Es grenzt schon an ein Wunder, wieviel Tackle in einen Kleinwagen passt.  Die Nachbarn fragen jedesmal, ob wir denn ausziehn würden. „Nein, wir gehen Angeln !“

Es ist mir wichtig, stets gut vorbereitet ans Gewässer zu gehen. Da wird im Vorfeld die Beschaffenheit des Sees genauestens unter die Lupe genommen. Gerne unterhalte ich mich auch mit erfahrenen Anglern darüber, welches Futter denn gerade gut ankommt, oder welche Stellen Hot Spots sind. Zwar kommen anfangs skeptische Blicke, wenn da plötzlich eine Frau auftaucht und Tipps und Tricks rund ums Angeln austauschen möchte. Doch spätestens nach ein paar Sätzen merken die meisten, dass ich Ahnung von meinem Hobby habe und freuen sich über meine weibliche Neugier. Mit der Zeit kennt man sich auch und es sind mittlerweile tolle Freundschaften entstanden, die ich nicht mehr missen möchte.  Da freut sich jeder über die Fänge der anderen und es Zugegegeben, einen Haken hat die Sache ;-) Mein Schatz wird jedesmal eifersüchtig, wenn die Karpfen zum Abschied ein Bussi bekommen…

Für die Zukunft würde ich mir wünschen, eine nette Angelfreundin zu finden mit der ich mich austauschen könnte. Zudem gibt es meiner Meinung nach bisher zu wenig spezielle Angelkleidung für Frauen, da würde ich mir ein breiteres Angebot wünschen.
Auf 2012 freue ich mich persönlich besonders, denn von da an bin ich Vereinsanglerin. Das heißt für mich neue Gewässer, neues Glück. Außerdem sind für das kommende Jahr schon Trips nach Frankreich geplant, unter anderem an den legendären Lac de St. Cassien.

Ich wünsche euch Allen ein gesundes, neues Jahr und eine fischreiche Zeit am Wasser.

Petri Heil !
Eure Ramona Heber

 


Ramona Heber